Was ist OI (Glasknochen)
?
OI ist die
Abkürzung für Osteogenesis imperfecta, im Volksmund auch Glasknochenkrankheit
genannt.
Einfach erklären, lässt
sich die Osteogenesis imperfecta am besten mit „unvollkommene Knochenbildung“
übersetzen. Der Name Glasknochen ist aufgrund von röntgenologischen
Untersuchungen entstanden. Das heißt, dass die Knochen auf Röntgenbildern dünn
und glasartig erscheinen. Bei der Osteogenesis imperfecta handelt es sich um
eine Krankheitsgruppe, deren gemeinsames und zugleich auffälligstes Merkmal eine
vermehrte Neigung zu Knochenbrüchen ist. Es handelt sich um eine seltene
erbliche Störung des Bindegewebes, bei der die Produktion von Kollagen im Körper
fehlerhaft ist. Kollagen ist das wichtigste Protein zum Aufbau des Bindegewebes
im Körper und kann mit einem Gerüst verglichen werden, das man um ein Gebäude
herum errichtet. Bei OI produziert der Betroffene entweder weniger Kollagen als
normal oder Kollagen von minderwertiger Qualität. Das führt dazu, dass die
Knochen spröde sind und leicht brechen.
Die OI kann ganz
unterschiedliche Schweregrade und Häufigkeiten der Brüche aufweisen. Es gibt
etwa 4000 bis 6000 Betroffene in Deutschland.
Früher gab es nur eine
Unterteilung in zwei Formen. 1. die leichte Form und 2. die schwere Form, bei
der die Kinder schon mit Knochenbrüchen auf die Welt kommen. Seit 1979 gibt es
aber eine Einteilung in vier Gruppen.
Typeneinteilung:
1979 wurde durch Sillence
et al., die klassische Einteilung der bis dahin bestehenden zwei Formen der OI,
in eine numerische 4-Typen-Klassifizierung abgelöst, die wie folgt unterteilt
ist:
Typ I :
autosomal-dominant, mit leichtem Verlauf, blauen Skleren, Dentinogenesis
Imperfecta,
Schwerhörigkeit.
Typ II : a, b, c: bereits
bei Geburt bestehende Frakturen (Knochenbrüche) der Röhrenknochen, starke
Verbiegung der langen Knochen.
Typ III: schwerer Verlauf
mit dünnen, gebogenen Knochen.
Typ IV: variabler
Verlauf, mit und ohne Dentinogenesis imperfecta.
Diese Einteilung wurde
mittlerweile zweimal überarbeitet (Sillence 1981 u. 1984) und da es durch die
großen genetischen und klinischen Ausprägungsvarianten oft schwierig ist eine
genaue Zuordnung zu treffen, lässt sich vermuten, dass die momentan gültige
Klassifizierung nach Sillence nicht von Dauer sein wird.
Vererbung der OI:
Die Osteogenesis
imperfecta ist eine Erbkrankheit, die bei allen Rassen und Völkern auftritt.
Der Typ I nach Sillence
wird autosomal dominant vererbt. Das heißt, wenn ein Elternteil von der OI
betroffen ist, so wie in meinem Fall, besteht ein Vererbungsrisiko von 50 % für
das Kind.
Bei Typ II nach Sillence
geht man heute davon aus, dass es sich bei den meisten Fällen um so genannte
Neu- oder Spontanmutation handelt. Tritt bei einem Kind die Erbkrankheit auf,
ohne das jedoch ein Elternteil betroffen ist, besteht praktisch kein
Vererbungsrisiko.
Typ III kann sowohl
autosomal dominant wie auch autosomal rezessiv vererbt werden. Man geht jedoch
vorwiegend von Neumutationen aus.
Typ IV wird autosomal
dominant vererbt. Der Unterschied zu Typ I besteht jedoch im Erscheinungsbild.
Bei Typ IV bestehen ein Minderwuchs, sowie eine höhere Knochenbruchgefährdung.
Symptome:
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Weit-/
Kurzsichtigkeit oder Hervortreten der Augen |
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Verformung von
Gliedern |
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Verformung des
Brustkorbs |
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Skoliose
(seitliche Verbiegung der Wirbelsäule) |
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Kleinwüchsigkeit |
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Überdehnbare
Gelenke und Bänder |
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gestörte
Zahnentwicklung |
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zunehmende
Schwerhörigkeit |
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blaue Flecken
(auch schon durch leichtes Anstoßen) |
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blaue Skleren
(das weiße des Augapfels ist bläulich bis dunkelblau) |
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weiches
Schädeldach |
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verstärktes
Schwitzen |
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Dreiecksgesicht |
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Herzklappenundichtigkeit |
Betroffene Personen
weisen meistens mehrere, aber nicht alle Symptome gleichzeitig auf. Je nach
Schwere der Erkrankung kann eine Benutzung von Krücken oder Hand- oder
Elektrorollstuhl nötig sein. Leicht betroffene Personen weisen fast gar keine
Symptome auf.
Bei mir handelt es sich
um den OI-Typ 1. Bei der identifizierten Mutation von mir, handelt es sich um
eine in der Literatur bisher nicht beschriebene Mutation.
Eine Heilungsmöglichkeit
gibt es bis heute nicht und es gibt auch noch kein sicheres Medikament das
wirkt. Getestet wird zurzeit eine Bisphosphonat-Therapie, bei der Bisphosphonate
durch eine intravenöse Infusion verabreicht werden. Die Bisphosphonate sollen
die Tätigkeit von Zellen hemmen, die im Rahmen des stetig stattfindenden
Knochenumbaus, für den Abbau von Knochensubstanz zuständig sind. Durch diese
Behandlung soll sich die Knochendichte erhöhen und die Knochen stabiler werden.
Leider gibt es kaum
veröffentlichte Daten über diese Therapiemöglichkeit. Da es diese Therapie noch
nicht lange gibt, gibt es auch noch keine Langzeitstudien über die Wirkung.
Durch das Internet habe ich ein paar Eltern kennen gelernt, deren Kinder mit
dieser Therapie behandelt werden. Bis jetzt habe ich nur Positives von ihnen
gehört.
Im Bereich der
Zellforschung gibt es erste Versuche, Knochenzellen genetisch zu verändern. Es
wird angestrebt, bei Zellen, die sich im Bildungsstadium befinden, den
genetischen Code dahingehend zu verändern, dass sie als gesunde Knochenzellen
gesundes Kollagen bilden. Diese Versuche stehen jedoch noch ganz am Anfang.
Seit einigen Jahren
besteht die Möglichkeit, die Knochen mit Teleskopnägeln zu versorgen. Diese
Nägel werden in den Knochen gebracht und wachsen mit, d. h. sie ziehen sich beim
Wachstum teleskopartig auseinander. Durch diese Nägel soll der Knochen gestützt
werden und Deformierungen vorgebeugt werden.
Das Wichtigste ist jedoch
eine kräftige Muskulatur, die die Knochen stützen kann und die außerdem
Skelettveränderungen vorbeugen kann. Diese muss trotz der Knochenbruchgefahr
immer wieder gekräftigt werden. Eine gute Möglichkeit ist hier Krankengymnastik
und Bewegungsbäder (Schwimmen). Gerade im Wasser fallen die Übungen viel
leichter und sind auch nicht so schmerzhaft.
Der natürliche Verlauf
der Krankheit ist so, dass die Knochenbrüchigkeit in den meisten Fällen, mit
Eintritt der Pubertät nachlässt. Dies erklärt sich daraus, dass der Körper im
Wachstum mehr Knochenmasse produzieren muss. Durch den Kollagendefekt können die
Knochen aber nicht die nötige Stärke bekommen und sind brüchig. Wenn das
Wachstum abgeschlossen ist, wird nicht mehr so viel neue Knochensubstanz
benötigt. Vom Körper muss nur noch so viel Knochensubstanz gebildet werden, dass
die vorhandene Knochenmasse aufrechterhalten wird. Dadurch nimmt die Anzahl der
Knochenbrüche dann stetig ab. Dies war auch bei mir der Fall.
Mit Beginn der
Wechseljahre, kann es durch die Hormonveränderung, dann aber wieder zu
vermehrten Knochenbrüchen kommen.