Mutmachgeschichten

 

                                                                            


Wenn ihr mal einen schlechten Tag habt und total traurig und mutlos seit, dann helfen euch vielleicht die nachfolgenden Geschichten ein bisschen und ihr könnt wieder lächeln.


 
Nur nicht resignieren!

 
Zwei Frösche sprangen auf einer Weide in einen Eimer,
der zur Hälfte mit Milch gefüllt war.
Aber schon bald erkannten sie, dass sie auf normalem Wege
nicht wieder herauskommen würden.
Es fehlte ihnen einfach die Sprungfläche.
Sie ruderten und ruderten, bis schließlich einer der Frösche
sich sagte, dass es ja doch keinen Sinn habe,
sich abzumühen für nichts und wieder nichts.
Er hörte auf zu rudern, streckte alle viere von sich und ertrank.
Der andere ließ sich nicht entmutigen. Er ruderte weiter
und ruderte so lange, bis die Milch zu Butter geworden war.
Dann setzte er sich darauf und sprang ab und sprang in die Freiheit.


 
Aus: Neue Geschichten für Sinndeuter

 

 
Engel,

 
oder warum vieles anders ist
als es scheint.
Zwei reisende Engel machten Halt, um die Nacht im Hause einer wohlhabenden Familie zu verbringen.
Die Familie war unhöflich und verweigerte den Engeln im Gästezimmer des Haupthauses auszuruhen.
Anstelle dessen bekamen sie einen kleinen Platz im kalten Keller. Als sie sich auf dem harten Boden ausstreckten, sah der ältere Engel ein Loch in der Wand und reparierte es.
Als der jüngere Engel fragte, warum, antwortete der Engel: Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen.
In der nächsten Nacht rasteten die beiden im Haus eines sehr armen, aber gastfreundlichen Bauern und seiner Frau.
Nachdem sie das wenige Essen, das sie hatten, mit ihnen geteilt hatten, ließen sie die Engel in ihrem Bett schlafen, wo sie gut schliefen.
Als die Sonne am nächsten Tag den Himmel erklomm, fanden die Engel den Bauern und seine Frau in Tränen. Ihre einzige Kuh, deren Milch ihr alleiniges Einkommen gewesen war, lag tot auf dem Feld.
Der jüngere Engel wurde wütend und fragte den älteren Engel, wie er das habe geschehen lassen können?
Der erste Mann hatte alles, trotzdem halfst du ihm, meinte er anklagend. Die zweite Familie hatte wenig, und du ließest die Kuh sterben.
Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen, sagte der ältere Engel.
Als wir im kalten Keller des Haupthauses ruhten, bemerkte ich, dass Gold in diesem Loch in der Wand steckte. Weil der Eigentümer so von Gier besessen war und sein glückliches Schicksal nicht teilen wollte, versiegelte ich die Wand, so dass er es nicht finden konnte.
Als wir dann in der letzten Nacht im Bett des Bauern schliefen, kam der Engel des Todes, um seine Frau zu holen. Ich gab ihm die Kuh anstatt dessen.
Die Dinge sind nicht immer das, was sie zu sein scheinen.
Manchmal ist das genau das, was passiert, wenn die Dinge sich nicht als das entpuppen, was sie sollten. Wenn du Vertrauen hast, musst du dich bloß darauf verlassen, dass jedes Ergebnis zu deinem Vorteil ist.
Du magst es nicht bemerken, bevor ein bisschen Zeit vergangen ist....
Manche Leute kommen in unser Leben und gehen schnell....
Manche Leute werden Freunde und bleiben ein bisschen ....
wunderschöne Fußabdrücke auf unseren Herzen hinterlassend...
Gestern ist Geschichte. Das Morgen ein Mysterium.
Das Heute ist ein Geschenk.
Ich denke, das ist etwas Besonderes....
Lebe und genieße jeden Moment.....


 


 
Die Macht der Liebe,
die Kraft der Vergebung
und die Gelöstheit der Freude
sind Energien,
die jedes Problem lösen.
In ihren Schwingungen ruht
die Heilkraft des Herzens.

 

 
Der kaputte Krug

 
Es war einmal ein Wasserträger in Indien.
Auf seinen Schultern ruhte ein schwerer Holzstab, an dem rechts und links je ein großer Wasserkrug befestigt war.
Nun hatte einer der Krüge einen Sprung. Der andere hingegen war perfekt geformt und mit ihm konnte der Wasserträger am Ende seines langen Weges vom Fluss zum Haus seines Herren eine volle Portion Wasser abliefern. In dem kaputten Krug war hingegen immer nur etwa die Hälfte des Wassers, wenn er am Haus ankam.
Für volle zwei Jahre lieferte der Wasserträger seinem Herren also einen vollen und einen halbvollen Krug.
Der perfekte der beiden Krüge war natürlich sehr stolz darauf, dass der Wasserträger in ihm immer eine volle Portion transportieren konnte. Der Krug mit dem Sprung hingegen schämte sich, dass er durch seinen Makel nur halb so gut war wie der andere Krug.
Nach zwei Jahren Scham hielt der kaputte Krug es nicht mehr aus und sprach zu seinem Träger: "Ich schäme mich so für mich selbst und ich möchte mich bei dir entschuldigen."
Der Wasserträger schaute den Krug an und fragte: "Aber wofür denn? Wofür schämst du dich?"
"Ich war die ganze Zeit nicht in der Lage, das Wasser zu halten, so dass du durch mich immer nur die Hälfte zu dem Haus deines Herren bringen konntest. Du hast die volle Anstrengung, bekommst aber nicht den vollen Lohn, weil du immer nur anderthalb statt zwei Krüge Wasser ablieferst." sprach der Krug.
Dem Wasserträger tat der alte Krug leid und er wollte ihn trösten. So sprach er: "Achte gleich einmal, wenn wir zum Haus meines Herren gehen, auf die wundervollen Wildblumen am Straßenrand."
Der Krug konnte daraufhin ein wenig lächeln und so machten sie sich auf den Weg. Am Ende des Weges jedoch fühlte sich der Krug wieder ganz elend und entschuldigte sich erneut zerknirscht bei dem Wasserträger.
Der aber erwiderte: "Hast du die Wildblumen am Straßenrand gesehen? Ist dir aufgefallen, dass sie nur auf deiner Seite des Weges wachsen, nicht aber auf der, wo ich den anderen Krug trage? Ich wusste von Beginn an über deinen Sprung. Und so habe ich einige Wildblumensamen gesammelt und sie auf Deiner Seite des Weges verstreut. Jedes Mal, wenn wir zum Haus meines Herren liefen, hast du sie gewässert. Ich habe jeden Tag einige dieser wundervollen Blumen pflücken können und damit den Tisch meines Herren dekoriert. Und all diese Schönheit hast du geschaffen."

 
Autor unbekannt,
aus dem Englischen übersetzt

 

 
Die Perle

 
Ein kleines Mädchen, das von allen ausgenutzt und verstoßen wurde, lief traurig von zu Hause weg. Es lief und lief, bis es zu einem großen See kam. Dort setzte es sich müde, verlassen und hungrig hin und weinte bitterlich. Plötzlich sah das Mädchen auf dem Grund des klaren Wassers etwas, das funkelte und blitzte. Neugierig und mutig sprang es in das tiefe Wasser, um den Schatz ans Land zu holen. Das Mädchen tauchte und fasste eine Muschel. Mit geübter Hand brach es sie vorsichtig auf. Vor ihm lag ein Wunder: Eine schöne Perle, die wie ein Tautropfen in allen Regenbogenfarben, schimmerte. Das Mädchen staunte und wusste, dass es etwas gefunden hatte, das einmalig und unbezahlbar war. Die kostbare Perle, die in der Hand des Mädchens ruhte, strahlte und sagte leise: “Sei nicht traurig! Hör zu, ich will dir meine Geschichte erzahlen: Eines Morgens stürzte ich als Tautropfen kopfüber ins Meer. Von den Wellen wurde ich mitgerissen. Verzweifelt versuchte ich mich zu retten. Da hörte ich eine Stimme: „Komm in mein Haus!“ Blindlings folgte ich dem rettenden Ruf. Hinter mir schlossen sich die Schalen einer Muschel. Zuerst atmete ich dankbar auf, doch dann begriff ich, dass ich eingesperrt war, ich wehrte mich und jammerte: ‚Nun werde ich wohl nie mehr im Licht der Sonne in allen Regenbogenfarben leuchten.‘ Da sagte die weise Muschel: ‚Auflehnung und Trotz machen ohnmächtig und zerstören. Nimm dein Schicksal geduldig an, dann wird es dir leicht ums Herz. Von innen her wirst du dann immer fester, und eines Tages bist du ein kostbarer Schatz, eine wertvolle Perle. Wer dich findet, wird glücklich sein.’ Ich seufzte, weil ich das nicht so richtig verstehen konnte, aber von nun an lebte ich still und zufrieden. Ich spürte, dass etwas in mir wuchs und wuchs, was mich stark machte und mir viel Kraft gab. Aus Leid und Schmerzen bin ich geworden, was ich bin, ein Wunder in deiner Hand.“
Das Mädchen hatte gut zugehört und ging getröstet nach Hause. Und immer, wenn es ihm ganz schwer ums Herz war, wenn es viel leiden und verkraften musste, dann schaute es auf die kostbare Perle und spürte, wie in ihm die Kraft wuchs und es stark machte.

 

 
Das Herz

 
Eines Tages stand ein junger Mann mitten in der Stadt und erklärte,
dass er das schönste Herz im ganzen Tal habe.
Eine große Menschenmenge versammelte sich, und sie alle
bewunderten sein Herz, denn es war perfekt.
Es gab keinen Fleck oder Fehler in ihm.
Ja, sie alle gaben ihm recht, es war wirklich das schönste Herz,
was sie je gesehen hatten.
Der junge Mann war sehr stolz und prahlte lauter über sein schönes Herz.
Plötzlich tauchte eine ältere Frau vor der Menge auf und sagte:
Nun, dein Herz ist nicht mal annähernd so schön, wie meines.
Die Menschenmenge und der junge Mann
schauten das Herz der älteren Frau an.
Es schlug kräftig, aber es war voller Narben, es hatte Stellen,
wo Stücke entfernt und durch andere ersetzt worden waren.
Aber sie passten nicht richtig, und es gab einige ausgefranste Ecken.
Genauer an einigen Stellen waren tiefe Furchen, wo ganze Teile fehlten.
Die Leute starrten sie an:
Wie kann sie behaupten, ihr Herz sei schöner?, dachten sie.
Der junge Mann schaute auf das Herz der Frau,
sah dessen Zustand und lachte:
Du musst scherzen ,sagte er, Dein Herz mit meinem zu vergleichen.
Meines ist perfekt und deines ist ein Durcheinander
aus Narben und Tränen.
Ja, sagte die Frau, deines sieht perfekt aus,
aber ich würde niemals mit dir tauschen.
Jede Narbe steht für einen Menschen, dem ich meine Liebe gegeben habe.
Ich reiße ein Stück meines Herzens heraus und reiche es ihnen,
und oft geben sie mir ein Stück ihres Herzens,
das in die leere Stelle meines Herzens passt.
Aber weil die Stücke nicht genau sind, habe ich einige raue Kanten,
die ich sehr schätze, denn sie erinnern mich an die Liebe, die wir teilten.
Manchmal habe ich auch ein Stück meines Herzens gegeben,
ohne dass mir der andere ein Stück seines Herzens zurückgegeben hat.
Das sind die leeren Furchen.
Liebe geben heißt manchmal auch ein Risiko einzugehen.
Auch wenn diese Furchen schmerzhaft sind,
bleiben sie offen und auch sie erinnern mich an die Liebe,
die ich für diese Menschen empfinde.
Und ich hoffe, dass sie eines Tages zurückkehren
und den Platz ausfüllen werden.
Erkennst du jetzt, was wahre Schönheit ist?
Der junge Mann stand still da und Tränen rannen über seine Wangen.
Er ging auf die ältere Frau zu,
griff nach seinem perfekten jungen und schönen Herzen
und riss ein Stück heraus. Er bot es der Frau mit zitternden Händen an.
Die ältere Frau nahm das Angebot an, setzte es in ihr Herz.
Sie nahm dann ein Stück ihres alten vernarbten Herzens
und füllte damit die Wunde des jungen Mannes Herzen.
Es passte nicht perfekt, da es einige ausgefranste Ränder hatte.
Der junge Mann sah sein Herz an, nicht mehr perfekt,
aber schöner als je zuvor,
denn er spürte die Liebe der älteren Frau in sein Herz fließen.

 
Autor unbekannt

 


 
Die Geschichte vom Sinn des Lebens oder wie gestalte ich mein Leben richtig.

 
Ein Investmentbanker stand in einem kleinen mexikanischen Fischerdorf am Pier und beobachtete, wie ein kleines Fischerboot mit einem Fischer an Bord anlegte.
Er hatte einige riesige Thunfische geladen.

 
Der Banker gratulierte dem Mexikaner zu seinem prächtigen Fang und fragte, wie lange er dazu gebraucht hatte.

 
Der Mexikaner antwortete: Ein paar Stunden nur. Nicht lange.

 
Daraufhin fragte der Banker, warum er denn nicht länger auf See geblieben ist, um noch mehr zu fangen.

 
Der Mexikaner sagte, die Fische reichen ihm, um seine Familie die nächsten Tage zu versorgen.
Der Banker wiederum fragte :Aber was tun sie denn mit dem Rest des Tages?

 
Der mexikanische Fischer erklärte: Ich schlafe morgens aus, gehe ein bisschen fischen; spiele mit meinen Kindern, mache mit meiner Frau Maria nach dem Mittagessen eine Siesta, gehe in das Dorf spazieren, trinke dort ein Gläschen Wein und spiele Gitarre mit meinen Freunden.
Sie sehen, ich habe ein ausgefülltes Leben.

 
Der Banker erklärte: Ich bin ein Harvard Absolvent und könnte ihnen ein bisschen helfen. Sie sollten mehr Zeit mit Fischen verbringen und von dem Erlös ein größeres Boot kaufen.
Mit dem Erlös hiervon wiederum könnten sie mehrere Boote kaufen, bis sie eine ganze Flotte haben.
Statt den Fang an einen Händler zu verkaufen, könnten sie direkt an eine Fischfabrik verkaufen und schließlich eine eigene Fischverarbeitungsfabrik eröffnen.
Sie könnten Produktion, Verarbeitung und Vertrieb selbst kontrollieren. Sie könnten dann dieses kleine Fischerdorf verlassen und nach Mexiko City oder Los Angeles und vielleicht sogar New York umziehen, von wo aus sie dann ihr florierendes Unternehmen leiten.

 
Der Mexikaner fragte: Und wie lange wird dies dauern?

 
Der Banker antwortete: So etwa 15 bis 20 Jahre.

 
Der Mexikaner fragte: Und was dann?

 
Der Banker lachte und sagt: Dann kommt das Beste.
Wenn die Zeit reif ist, könnten sie mit ihrem Unternehmen an die Börse gehen; ihre Unternehmensteile verkaufen und sehr reich werden. Sie könnten Millionen verdienen.

 
Der Mexikaner sagte: Millionen, und dann?

 
Der Banker sagte: Dann könnten sie aufhören zu arbeiten. Sie könnten in ein kleines Fischerdorf an der Küste ziehen, morgens lange ausschlafen, ein bisschen fischen gehen, mit ihren Kindern spielen, eine Siesta mit ihrer Frau machen, in das Dorf spazieren gehen, am Abend ein Gläschen Wein genießen und mit ihren Freunden Gitarre spielen.

 

 
Nur die Ruhe in uns selbst lässt uns sorglos zu neuen Ufern treiben.
 
*
 
Vergiss nicht, dass jede schwarze Wolke eine dem Himmel zugewandte Sonnenseite hat.
 
(F. W. Weber)
 
*
 
Auf dem Weg durchs Leben, kann man den Wind nicht immer im Rücken haben.
 
(Irisches Sprichwort)
 
*
 
Mach das Beste aus dem, was in deiner Macht steht, und nimm alles übrige so, wie es kommt.
 
(Epiktet)
 
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Wenn dir das Leben eine Zitrone gibt, mach einfach Limonade draus.
 
*
 
Schatten, die auf unser Leben fallen, sind nichts anderes als ein sicheres Zeichen dafür, dass es irgendwo ein Licht geben muss, das es sich lohnt zu suchen.
 
*
 
Was uns als schwere Prüfung erscheint, erweist sich oft als Segen.
 
(Oscar Wilde)
 
*
 
Halte dir jeden Tag 30 Minuten für deine Sorgen frei und in dieser Zeit mach ein Nickerchen.
 
(Abraham Lincoln)
 
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Besser ist es, hinkend auf dem rechten Weg zu gehen, als mit einem festen Schritt abseits.
 
(Augustinus Aurelius)
 
*
 
Humor ist der Schwimmgürtel auf dem Strom des Lebens.
 
(Wilhelm Raabe)
 
*
Nichts ist gesünder in der Welt, als ab und zu  - sich krank zu lachen.
 
(Oskar Blumenthal)
 
*
Das Glück deines Lebens hängt von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab.
 
(Marcus Aurelius)
 
*
 
Der Ziellose erleidet sein Schicksal, der Zielbewusste gestaltet es.
 
(Immanuel Kant)
 
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Die höchste Form des Glücks, ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit.
 
(Erasmus von Rotterdam)
 
 
 
 
 
Heute

 
Heute ist der Tag, um glücklich zu sein !

 
Gestern: schon vorbei !

 
Morgen: kommt erst noch.

 
Heute: der einzige Tag, den du in der Hand hast. Mach daraus deinen besten Tag !

 
(Phil Bosmans)


 

Die Hoffnung


Es war eine kleine Frau, die den staubigen Feldweg entlang kam. Sie war
wohl schon recht alt, doch ihr Gang war leicht, und ihr Lächeln hatte
den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens. Bei der
zusammengekauerten Gestalt blieb sie stehen und sah hinunter. Sie konnte
nicht viel erkennen.

Das Wesen, das da im Staub auf dem Wege saß, schien fast körperlos. Sie
erinnerte an eine graue Flanelldecke mit menschlichen Konturen. Die
kleine Frau bückte sich ein wenig und fragte: "Wer bist du?"

Zwei fast leblose Augen blickten müde auf. "Ich? Ich bin die
Traurigkeit", flüsterte die Stimme stockend und leise, dass sie kaum zu
hören war.

"Ach, die Traurigkeit!" rief die kleine Frau erfreut aus, als würde sie
eine alte Bekannte grüssen.

"Du kennst mich?" fragte die Traurigkeit misstrauisch.

"Natürlich kenne ich dich! Immer wieder hast du mich ein Stück des Weges
begleitet."

"Ja, aber...", argwöhnte die Traurigkeit, "warum flüchtest du dann nicht
vor mir? Hast du denn keine Angst?"

"Warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selbst
nur zu gut, dass du jeden Flüchtling einholst. Aber, was ich dich fragen
will: Warum siehst du so mutlos aus?"

"Ich... bin traurig", antwortete die graue Gestalt mit brüchiger Stimme.

"Die kleine alte Frau setzte sich zu ihr. "Traurig bist du also", sagte
sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf. "Erzähl mir doch, was dich
so bedrückt."

Die Traurigkeit seufzte tief. Sollte ihr diesmal wirklich jemand zuhören
wollen? Wie oft hatte sie sich das schon gewünscht. "Ach, weißt du",
begann sie zögernd und äußerst verwundert, "es ist so, dass mich
einfach
niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung, unter die Menschen zu
gehen und für eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen. Aber wenn ich zu
ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten sich vor mir und meiden
mich wie die Pest."

Die Traurigkeit schluckte schwer. "Sie haben Sätze erfunden, mit denen
sie mich bannen wollen. Sie sagen: Papperlapapp, das Leben ist heiter.
Und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot. Sie sagen:
Gelobt sei, was hart macht. Und dann bekommen sie Herzschmerzen. Sie
sagen: Man muss sich nur zusammenreißen. Und spüren das Reißen in den
Schultern und im Rücken. Sie sagen: Nur Schwächlinge weinen. Und die
aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe. Oder aber sie betäuben
sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht fühlen müssen."

"Oh ja", bestätigte die alte Frau, "solche Menschen sind mir schon oft
begegnet." Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen.
"Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei
ihnen bin, können sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen, ein Nest zu
bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist, hat eine besonders
dünne Haut. Manches Leid bricht wieder auf, wie eine schlecht verheilte
Wunde, und das tut sehr weh.

Aber nur, wer die Trauer zulässt und all die ungeweinten Tränen weint,
kann seine Wunden wirklich heilen. Doch die Menschen wollen gar nicht,
dass ich ihnen dabei helfe. Statt dessen schminken sie sich ein grelles
Lachen über ihre Narben. Oder sie legen sich einen dicken Panzer aus
Bitterkeit zu." Die Traurigkeit schwieg. Ihr Weinen war erst schwach,
dann stärker und schließlich ganz verzweifelt.

Die kleine, alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt tröstend in
ihre Arme. Wie weich und sanft sie sich anfühlte, dachte sie und
streichelte zärtlich das zitternde Bündel. "Weine nur, Traurigkeit",
flüsterte sie liebevoll, "ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln
kannst. Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern. Ich werde dich
begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr an Macht gewinnt."

Die Traurigkeit hörte auf zu weinen. Sie richtete sich auf und
betrachtete erstaunt ihre neue Gefährtin: "Aber ... aber - wer bist
eigentlich du?"

"Ich?" sagte die kleine, alte Frau schmunzelnd, und dann lächelte sie
wieder so unbekümmert wie ein kleines Mädchen. "Ich bin die Hoffnung."


Mäuse-Freude

Zwei kleine Mäuse hatten ein Henne-Ei-Problem: Sie stritten sich darüber, ob wohl zuerst die Freude oder zuerst das Leid auf der Welt war.

Mäuserich Tilo behauptete: "Natürlich war zuerst das Leid vorhanden. Das ist doch klar! Wie sonst könnte man so ein schönes Gefühl wie Freude empfinden, wenn man nicht vorher den ganzen Schlamassel aus Schmerz und Pein erlebt hätte. Man würde es glatt gar nicht merken!"

Maus Lisa war völlig anderer Meinung: "Die Freude war zuerst da, das muss dir doch einleuchten! Wenn man nicht von Anfang an gelernt hat, wie sich Freude anfühlt, dann wird man sie auch später nicht erfahren. Sie muss einem als Urgefühl in die Wiege gelegt werden. Schlimmes Leid könnte man gar nicht ertragen, gäbe es da nicht die Erinnerung daran, dass das Leben auch anders sein kann – freudig nämlich!"

"Aber die Schmerzen sind doch nur dafür erfunden worden, damit man die Freude überhaupt empfinden kann. Demnach muss das Leid zuerst da gewesen sein", gab sich Mäuserich Tilo nicht zufrieden.

Es hatte keinen Zweck. Die beiden drehten sich im Kreis und fanden keine Einigung. So war es an der Zeit, dem Maus-Meister Theoderich einen Besuch abzustatten und seinen weisen Rat einzuholen.

"Ihr habt beide Recht", meinte dieser. "Freude und Leid wurden gleichzeitig erschaffen. Das Leben ist wie eine Münze, die zwei verschiedene Prägungen trägt: auf der einen Seite die Freude, auf der anderen Seite das Leid – gleichzeitig. Eins ist ohne das andere nicht denkbar. Es gibt keine Münze mit nur einer Seite. So gibt es auch kein Leben, in dem ausschließlich Freude oder nur Leid auftritt. Jede Maus wirft ihre Münze selbst – mal kommt die Freude nach oben zu liegen, beim nächsten Mal das Leid. Nichts gilt für immer. Die Münzen werden ständig neu geworfen. Wichtig für euch ist nun Folgendes: Vergesst niemals, ganz gleich welche Seite der Lebensmünze im Augenblick oben liegen mag, die andere Seite ist immer vorhanden. Sie ist nur im Augenblick nicht sichtbar."

Das stimmte die beiden Mäuse friedlich. Sie bedankten sich bei Meister Theoderich und marschierten Hand in Hand nach Hause.

Welpen zu verkaufen

In einer Tierhandlung war ein großes Schild zu lesen, auf dem stand: "Welpen zu verkaufen".

Ein kleiner Junge kam vorbei und sah das Schild. Da der Ladenbesitzer gerade an der Tür stand, fragte er ihn: "Was kosten die Hundebabys?"

"Zwischen 50,- und 80,- Euro." sagte der Mann.

Der kleine Junge griff in seine Hosentasche und zog einige Münzen heraus. "Ich habe 7 Euro und 65 Cents." sagte er. "Darf ich sie mir bitte anschauen?"

Der Ladenbesitzer lächelte und pfiff nach seiner Hündin. Fünf kleine Hundebabys stolperten hinter ihr her. Eines von ihnen war deutlich langsamer als die anderen und humpelte auffällig.

"Was hat der Kleine dahinten?" fragte der Junge.

Der Ladenbesitzer erklärte ihm, dass der Welpe einen Geburtsschaden hatte und nie richtig laufen würde.

"Den möchte ich kaufen." sagte der Junge.

"Also den würde ich nicht nehmen, der wird nie ganz gesund." antwortete der Mann. "Aber, wenn du ihn unbedingt willst, schenke ich ihn dir."

Da wurde der kleine Junge wütend. Er blickte dem Mann direkt in die Augen und sagte: "Ich möchte ihn nicht geschenkt haben. Dieser kleine Hund ist jeden Cent wert, genauso wie die anderen auch. Ich gebe Ihnen meine 7,65 Euro und werde jede Woche einen Euro bringen, bis er abgezahlt ist."

Der Mann entgegnete nur: "Ich würde ihn wirklich nicht kaufen – er wird niemals in der Lage sein, mit dir zu rennen und zu toben wie die anderen."

Da hob der Junge sein Hosenbein und sichtbar wurde eine Metallschiene, die sein verkrüppeltes Bein stützte. Liebevoll auf den Hund blickend sagte er: "Ach, ich renne selbst auch nicht gut und dieser kleine Hund wird jemanden brauchen, der ihn versteht."

Der Geschichtenerzähler
 
Ein paar Monate bevor ich geboren wurde, begegnete mein Vater einem Fremden, der neu in der Stadt war. Vom ersten Moment an war mein Vater völlig fasziniert von diesem Fremden und brachte ihn mit zu uns nach Hause. Irgendwie ergab es sich so, dass er einfach bei uns blieb. Er wurde schnell von allen Familienmitgliedern akzeptiert und war natürlich auch zur Stelle, um mich neuen Einbürger einige Wochen später zu begrüßen.
Während ich aufwuchs, stellte ich seine Anwesenheit in unserem Haus nie in Frage. Für mich hatte jedes Familienmitglied seine eigene Kategorie. Mein Bruder Bill, der fünf Jahre älter war als ich, war mein Vorbild. Meine jüngere Schwester Frannie gab mir Gelegenheit, mich als großer Bruder aufzuführen und jemanden zu ärgern. Meine Eltern waren meine Lehrer und Helden. Aber der Fremde war der Geschichtenerzähler. Er konnte die tollsten Storys auspacken und hatte ein endloses Repertoire an Abenteuern, Geheimnissen und spaßigen Ereignissen. Er konnte unsere ganze Familie stundenlang in seinen Bann ziehen.
Wenn ich etwas über Politik, Geschichte oder Wissenschaft wissen wollte, konnte er es mir sagen. Er kannte die Vergangenheit, begriff die Gegenwart und konnte anscheinend auch in die Zukunft sehen. Die Bilder, die er heraufbeschwor, waren so lebensecht, dass ich manchmal lachte oder weinte, wenn er erzählte
Er war für unsere Familie wie ein Freund. Er nahm Papa, Bill und mich zu unserem ersten großen Baseballspiel mit. Er ermöglichte es uns, so manchen Kinofilm zu sehen und stellte uns sogar große Filmstars wie John Wayne ganz persönlich vor.
Der Fremde war ein erstklassiger Unterhalter und fesselte die Aufmerksamkeit aller Anwesenden. Meinen Vater schien das nicht zu stören, aber meine Mutter stand manchmal auf und ging hinaus, während wir anderen wie gebannt einer seiner Geschichten aus fernen Welten lauschten. Sie ging dann leise in ihr Zimmer, las in der Bibel und betete. Ich frage mich heute, ob sie manchmal darum gebetet hat, dass der Fremde unser Haus verlässt.
Eigentlich hatte mein Vater recht eindeutige moralische Grundsätze. Aber der Fremde sah offenbar nie einen Anlass, sie zu respektieren. Zum Beispiel waren schmutzige Ausdrücke in unserem Haus nicht erlaubt. Der Fremde aber benutzte immer wieder schlimme Wörter, die meine Ohren zum Brennen brachten und meinen Vater zusammenzucken ließen. Doch meines Wissens wurde er deshalb nie zur Rede gestellt oder des Hauses verwiesen. Mein Vater wollte auch keinen Alkohol im Haus haben - nicht mal etwas Weißwein zum Kochen. Doch der Fremde schien zu denken, dass wir ein bisschen Auflockerung brauchen konnten und zeigte uns andere Lebensweisen. Oft ging es in seinen Geschichten um Bier, Partys und Besäufnisse.
Er ließ auch das Rauchen verlockend erscheinen. Zigarrenraucher waren männlich und Pfeifenraucher distinguiert. Er sprach sehr offen und häufig über Sex. Seine Kommentare waren manchmal ganz anzüglich, manchmal suggestiv und im Großen und Ganzen ziemlich unverschämt. Ich weiß heute, dass meine frühen Ansichten zu Beziehungen zwischen Mann und Frau sehr stark von ihm geprägt waren.
Wenn ich zurückblicke, glaube ich, dass es allein Gottes Gnade war, die verhinderte, dass uns der Fremde noch stärker beeinflusste. Immer und immer wieder stellte er die Werte meiner Eltern in Frage und forderte sie heraus. Selten wurde er dafür kritisiert und niemals aus dem Haus geworden.
Mehr als 30 Jahre sind vergangen, seit der Fremde bei uns eingezogen ist. Mein Vater ist längst nicht mehr so begeistert von ihm wie früher, aber wenn man ins Wohnzimmer meiner Eltern kommt, hockt er immer noch da in der Ecke und wartet darauf, dass ihm jemand Aufmerksamkeit schenkt.
Wie er heißt?
Wir nannten ihn immer Fernseher.
 
- Anonym - (aus dem Buch "Pflaster fürs Herz" von Alice Gray)

 

 

 Die fleißige Ameise


Jeden Morgen kam die fleißige Ameise fröhlich zur Arbeit. Sie liebte ihre Arbeit. Hier verbrachte sie die meiste Zeit des Tages schwer arbeitend, immer ein Liedchen summend. Sie arbeitete fleißig vor sich hin.
Der Generaldirektor, ein dicker fetter Käfer, stellte fest, dass es niemanden gab, der die Ameise beaufsichtigte. So konnte es nicht weitergehen! Er schuf einen Supervisor - Posten und stellte einen Mistkäfer mit viel Erfahrung ein.
Die erste Sorge des Mistkäfers war, die Arbeitszeit zu standardisieren. Er erstellte hierzu verschiedene Reports.
Bald darauf benötigte der Mistkäfer eine Sekretärin, die diese Reports vorbereitete. Man stellte eine Spinne ein, die ein Archiv einrichtete und Telefonanrufe entgegennahm.
Und in der ganzen Zeit, arbeitete die Ameise froh und munter weiter, denn ihre Arbeit gefiel ihr und von Zeit zu Zeit summte sie ein Liedchen.
Der Generaldirektor war begeistert von der Arbeit des Mistkäfers, und fragte ihn nach grafischen Darstellungen und Zukunftsanalysen.
So wurde es nötig, eine Fliege einzustellen als Helfer für den Supervisor. Sie kauften der Fliege ein Laptop, mit dem sie die Reports schön bunt gestalten konnte.
Die fleißige Ameise summte schon bald kein Liedchen mehr, beschwerte sich, dass sie so viel Schreibkram auszufüllen hatte, anstatt zu arbeiten.
Daraufhin beschloss der Generaldirektor, dass ein Administrator für die Abteilung, in der die Ameise arbeitete, her musste.
Diese verantwortungsvolle Aufgabe wurde der Heuschrecke übertragen, die als erstes verlangte, dass man ihr einen speziellen Sessel kaufen solle. Natürlich brauchte sie auch ein Auto, einen Laptop und einen Zugang zum Intranet. Und selbstverständlich brauchte sie auch einen persönlichen Assistenten, die Kröte, die schon an ihrem alten Arbeitsplatz als Sekretärin für die Heuschrecke gearbeitet hatte.
Die Ameise sang nicht mehr. Sie wurde immer unruhiger und nervöser.
"Wir müssen ein Gremium beauftragen, Daten für eine Studie über die arbeitende Gesellschaftsschicht zusammenzutragen und einen Bericht zu verfassen." Gesagt, getan. Die ausgesuchten Spezialisten machten sich gegen ein beträchtliches Entgelt sogleich monatelang an die Arbeit. In der Zwischenzeit, stellte der Generaldirektor fest, dass die Abteilung, in der die fleißige Ameise munter vor sich hin arbeitete, nicht mehr den gleichen Profit wie früher erwirtschaftete. Er wandte sich an die Eule, eine Expertin in Sachen Betriebswirtschaft, die Tausende von Euro bekam. Sie sollte analysieren und diagnostizieren, was zu tun sei. Die Eule wirbelte drei Monate in allen Büros der Firma herum. Dann legte sie einen Abschlussbericht vor, der besagte: "Sie haben zu viel Personal, es sollten Stellen abgebaut werde." Dem Expertenbericht der Eule folgend, entließ der Generaldirektor die Ameise, die immer so fleißig arbeitete und ihre Arbeit liebte.


Und die Moral von der Geschichte:

1.
  Es sollte dir nicht im Traum einfallen, eine fleißig arbeitende, fröhliche Ameise zu sein. Es ist viel besser eine Heuschrecke oder ein Mistkäfer zu sein, wenn auch unnütz und unfähig. Diese brauchen keinen Supervisor, es stresst sie niemand.


2.
 Wenn du nicht anders kannst, als fleißig und arbeitsam zu sein, dann zeige niemandem, dass du fröhlich bist und dass dir deine Arbeit Freude macht!
 Erfinde von Zeit zu Zeit ein Unglück, jammere und beschwere dich, damit es niemandem in den Sinn kommt, dich zu beneiden, nur weil du Spaß an deiner Arbeit hast.
 


Die Blinden und der Elefant

 

In einem fernen Land stritten sich die Gelehrten einmal darüber, was Wahrheit ist.

Der König, ein wirklich weiser Mann, rief daraufhin einige Blinde zu sich und bat sie, einen Elefanten zu betasten. Danach fragte er, was denn ein Elefant ist.

Der Blinde, der die Ohren berührte, sagte, dass ein Elefant groß und platt sei. Derjenige, der den Rüssel berührt hatte, sagte, ein Elefant sei lang und rund wie ein Rohr. "Nein, das stimmt nicht", rief ein anderer, "ein Elefant ist so stämmig wie eine Säule." Dieser Blinde hatte die Beine betastet. Der vierte Blinde berichtete, dass seiner Meinung nach ein Elefant lang und glatt und am Ende spitz sei. Er meinte damit die Stoßzähne.

Schließlich unterbrach der König sie und sagte: "Ihr habt alle recht, aber jeder hat nur ein kleines Stück des Elefanten beschrieben. Genauso ist es mit der Wahrheit: Was wir sehen oder wahrnehmen, ist oft nur ein kleiner Teil dessen, was wirklich ist."

Autorin: Linde von Keyserlingk

 

Die Geschichte vom Blumentopf und dem Bier

Wenn die Dinge in deinem Leben immer schwieriger werden,
wenn 24 Stunden im Tag nicht genug sind, erinnere dich an diese Geschichte:

Ein Professor stand vor seiner Philosophie-Klasse und hatte einige Gegenstände vor sich. Als der Unterricht begann, nahm er wortlos einen sehr großen Blumentopf und begann diesen mit Golfbällen zu füllen. Er fragte die Studenten, ob der Topf nun voll sei. Sie bejahten es. Dann nahm der Professor ein Behältnis mit Kieselsteinen und schüttete diese in den Topf. Er bewegte den Topf sacht und die Kieselsteine rollten in die Leerräume zwischen den Golfbällen. Dann fragte er die Studenten wiederum, ob der Topf nun voll sei. Sie stimmten zu. Der Professor nahm als nächstes eine Dose mit Sand und schüttete diesen in den Topf. Natürlich füllte der Sand den kleinsten verbliebenen Freiraum. Er frage wiederum, ob der Topf nun voll sei. Die Studenten antworteten einstimmig "ja". Der Professor holt zwei Dosen Bier unter dem Tisch hervor und schüttete den ganzen Inhalt in den Topfund füllte somit den letzten Raum zwischen den Sandkörnern aus. Die Studenten lachten.

"Nun", sagte der Professor, als das Lachen langsam nachließ, "Ich möchte, dass Sie diesen Topf als die Repräsentation Ihres Lebens ansehen. Die Golfbälle sind die wichtigen Dinge in Ihrem Leben. Ihre Familie, Ihre Kinder, Ihre Gesundheit, Ihre Freunde, die bevorzugten, ja leidenschaftlichen Aspekte Ihres Lebens, welche, falls in Ihrem Leben alles verloren ginge und nur noch diese verbleiben würden, Ihr Leben trotzdem noch erfüllend machten." „Die Kieselsteine symbolisieren die anderen Dinge im Leben, wie Ihre Arbeit, Ihr Haus, Ihr Auto. Der Sand ist alles andere, die Kleinigkeiten." „Falls Sie nun den Sand zuerst in den Topf geben", fuhr der Professor fort, "hat es weder Platz für die Kieselsteine noch für die Golfbälle. Dasselbe gilt für Ihr Leben. Wenn Sie all Ihre Zeit und Energie in Kleinigkeiten investieren, werden Sie nie Platz haben für die wichtigen Dinge. Achten Sie auf die Dinge, welche Ihr Glück gefährden. Spielen Sie mit den Kindern. Nehmen Sie sich Zeit für eine medizinische Untersuchung.. Führen Sie Ihren Partner zum Essen aus. Es wird immer noch Zeit bleiben, um das Haus zu reinigen oder Pflichten zu erledigen." „Achten Sie zuerst auf die Golfbälle, die Dinge, die wirklich wichtig sind. Setzen Sie Ihre Prioritäten. Der Rest ist nur Sand."

Einer der Studenten erhob die Hand und wollte wissen, was denn das Bier repräsentieren soll. Der Professor schmunzelte. „Ich bin froh, dass Sie das fragen. Das Bier ist dafür da, Ihnen zu zeigen, dass, egal wie schwierig Ihr Leben auch sein mag, es immer noch Platz für ein oder zwei Bierchen gibt."
 

Ein Platz am Fenster

Zwei Männer, beide schwer krank, lagen in einem gemeinsamen Krankenzimmer. Der eine durfte sich jeden Tag in seinem Bett eine Stunde lang aufsetzen, um die Flüssigkeit aus seiner Lunge zu entleeren. Sein Bett stand direkt am Fenster. Der andere Mann musste den ganzen Tag flach auf seinem Rücken liegen.

Die Männer plauderten stundenlang, ohne Ende. Sie sprachen über ihre Frauen, ihre Familien, ihre Berufe, was sie während des Militärdienstes gemacht hatten und wo sie in ihren Ferien waren.

Jeden Nachmittag, wenn der Mann in dem Bett am Fenster sich aufsetzen durfte, verbrachte er seine Zeit indem er dem Zimmerkameraden alle Dinge beschrieb, die er außerhalb des Fensters sehen konnte.

Der Mann in dem anderen Bett begann geradezu, für diese eine Stunde zu leben, in denen seine Welt erweitert und belebt wurde durch die Vorgänge und Farben der Welt da draußen!

Das Fenster überblickte einen Park mit einem reizvollen See. Enten und Schwäne spielten auf dem Wasser und Kinder ließen ihre Modellbote segeln. Junge Verliebte spazierten Arm in Arm zwischen den Blumen aller Farben und eine tolle Silhouette der Stadt war in der Ferne zu sehen. Als der Mann am Fenster all diese Dinge in wunderbaren Einzelheiten schilderte, schloss der Mann auf der anderen Seite des Zimmers seine Augen und stellte sich das malerische Bild vor.

An einem warmen und sonnigen Tag beschrieb der Mann am Fenster wie ein Schützenverein mit Musikkapelle und vielen Menschen vorbeigingen. Obwohl der Mann, der immer im Bett lag, die Musik nicht hören konnte, konnte er sich doch den Umzug mit seinem geistigen Auge vorstellen, da der Mann am Fenster sie mit solch eindrucksvollen Worten beschrieb.

Tage und Wochen vergingen. Eines Morgens, als die Schwester gerade kam, um die beiden Männer zu waschen, fand sie den Mann am Fenster leblos vor - er war friedlich im Schlaf gestorben. Sie war traurig und holte einen Pfleger, damit er den Toten wegbringt.

Sobald es passend erschien, fragte der andere Mann, ob er jetzt in das Bett am Fenster wechseln könnte. Die Schwester erlaubte das gerne und sobald er bequem zu liegen schien, ließ sie ihn allein. Langsam und schmerzvoll stützte er sich mühevoll auf seinen Ellbogen um einen ersten Blick auf die Welt da draußen zu werfen. Er strengte sich an und drehte sich zur Seite um aus dem Fenster neben dem Bett zu sehen.

Gegenüber dem Fenster war eine Wand.

Der Mann rief die Schwester und fragte sie, was seinen Zimmerkameraden dazu bewegt haben könnte, so wunderbare Dinge außerhalb des Fensters zu beschreiben?

Die Schwester antwortete, dass der Mann blind war und nicht einmal die Wand gegenüber sehen konnte. Sie sagte:
"Vielleicht wollte er sie aufmuntern."

(Verfasser unbekannt)


 

Wenn ihr noch andere Geschichten oder Gedichte kennt, schreibt mir doch. Ich nehme sie gerne auf dieser Seite auf.